Das – etwas andere – Märchen

Es war einmal…

hinter den sieben Bergen,  mitten im Nordhessischen Bergland, rund um die alte Stadt Kassel. Dort gab es auch schon immer – und nicht nur in Südhessen – Schüler*innen und Lehrer*innen, die auch Theater in ihrer jeweiligen Schule machten. Mit viel Engagement und wenig Platz, viel Herzblut und wenig Scheinwerfer, großen Erfolgen auf zumeist zu kleiner, manchmal auch zu großer, Bühne. Es fehlte ein richtig toller Aufführungsort, speziell für Schultheater. Am liebsten hätte jeder Theaterlehrer/in diesen Raum an der eigenen Schule gehabt, aber das wäre noch ein ganz anderer Traum.  Bis dahin freuten sich die Gruppen auf eine professionelle Auftrittsmöglichkeit einmal im Jahr – bei den Kasseler Schultheater-Tagen oder ausnahmsweise beim hessischen Schultheatertreffen.

Die Kollegen in Frankfurt und Südhessen hatten es da besser. Dort ergab sich schon vor über 25 Jahren die Situation, dass eine Gruppe engagierter Theaterlehrer*innen (Kreidekreis e.V.), ein hoch motivierter Organisator (Joachim Reiss), eine an struktureller Entwicklung für den Bereich kulturelle Praxis glaubende Abteilungsleiterin im Kultusministerium (Gabi Vogt), eine sehr interessierte Frankfurter Schuldezernentin (Jutta Ebeling) und ein Schulzentrum mit einem damals wenig genutzten großen Theaterbau sich glücklich zusammenfanden und, in Bündelung ihrer Möglichkeiten an Geld, Entlastungstunden, Immobilien und viel ehrenamtlicher Tätigkeit, es schafften, in dieser historischen Konstellation 1993 das „Schultheaterstudio Frankfurt“ zu etablieren und bis heute sehr erfolgreich weiter zu entwickeln.

Die Kollegen*innen aus Nordhessen, aber auch Mittelhessen, konnten dieses Angebot, aufgrund der räumlichen Distanz, nur sporadisch nutzen und träumten weiter von einem ähnlichen Angebot in ihrer Region. Immer wieder wurde versucht, eine vergleichbare Räumlichkeit auch im Norden, z.B. in Kassel, zu entwickeln. Für eine gewisse Zeit wurde dies in der „Kulturfabrik Salzmann“ möglich, die aber dann, da Privateigentum eines Investors,  ihre Räume wieder verlor. Späterhin bekam Brigitte Sturm-Schott vom hessischen Kultusministerium  den Auftrag, nach einer entsprechenden Immobilie, konkret nach einem vorhandenen Schulraum, zu suchen, der sich für ein regionales Schultheaterzentrum eignen könnte, und stieß dabei auf die Wöhler Schule, die damals auf Grund rückläufiger Schülerzahlen zum Teil frei wurde. Dort war aber leider die städtische Musikschule schneller. Die Suche ging weiter…

So hätte das noch lange gehen können, bis sich eines Tages die Ereignisse überschlugen. 2014 wurde Tobias Krechel, ein Theatermacher, der auch viel mit Jugendlichen in Kassel gearbeitet hat, Mitarbeiter der „WELL being Stiftung“, die sich zur Aufgabe gemacht hat, „Kindern und Jugendlichen und deren Familien in Nordhessen die notwendigen Möglichkeiten zu geben, um mit Selbstbewusstsein, Empathie für Menschen und Umwelt und ihren Talenten ein glückliches, erfülltes Leben zu leben.“ (Satzungszweck der WELL being Stiftung) In Gesprächen mit Ede Müller ergab sich die Idee eines regionalen Zentrums für Kinder und Jugendliche, in dem in erster Linie Projekte mit dieser Zielgruppe beheimatet sein könnten.  Ede Müller hatte von der Immobilie am Seidenen Strümpfchen erfahren, die auch schon als Ersatzspielstätte des Dock 4 von städtischer Seite im Gespräch war, aber mangels Finanzierung nicht angegangen wurde. Als nächster Partner konnte das Hessische Kultusministerium mit dem Bereich „Kulturelle Bildung“ gewonnen werden, der zukünftig das ganze Vorhaben mit Lehrer-Entlastungsstunden unterstützen solle (Katja Pahn und Markus Kauer). Auch das regionale Schulamt war von der Idee sofort begeistert und versprach Unterstützung (Anette Knieling). Die Stadt Kassel (OB Bertram Hilgen) und speziell die Bereiche Schulverwaltungsamt (Gabriele Steinbach), Dezernat für  Jugend, Frauen, Gesundheit und Bildung (Stadträtin Anne Janz) und das Dezernat für Kultur (Stadträtin Susanne Völker) waren von Anfang an in die Planung eingebunden und versprachen finanzielle Unterstützung für den laufenden Betrieb. Flankierend kamen der Landesverband Schultheater in Hessen e.V. (Vorsitzende Ruth Kockelmann) hinzu und als regionaler Träger der Verein „Spielort e.V.“ , der sich 2016 gegründet hat (1. Vorsitzender Ede Müller).

In dieser Gruppierung wollen wir das große Unternehmen angehen und erhoffen uns ein eigenes Quartier für Aufführung, Proben, Workshops und Treffen – auch hinter den sieben Bergen…